Bounce Rate (Absprungrate)

Definition:

Die Bounce Rate (deutsch: Absprungrate) ist eine Kennzahl im Web-Analytics-Bereich, die misst, wie viele Besucher eine Website nach dem Aufruf nur einer einzigen Seite wieder verlassen, ohne eine weitere Interaktion vorzunehmen.

Sie ist einer der bekanntesten und gleichzeitig am meisten missverstandenen Werte im Online-Marketing. Eine hohe Absprungrate muss nicht zwingend schlecht sein – und eine niedrige Bounce Rate nicht immer gut.

Die Absprungrate wird üblicherweise in Prozent angegeben und wie folgt berechnet:

Formel:

Bounce Rate = (Besuche mit nur einer Seiteninteraktion ÷ Gesamtanzahl Besuche) × 100

Beispiel:

  • 100 Personen besuchen eine Seite

  • 60 davon verlassen sie, ohne eine weitere Aktion auszuführen
    → Bounce Rate = 60 %

Ein „Absprung“ liegt also dann vor, wenn ein Besucher keine weiteren Klicks tätigt, keine weiteren Seiten aufruft und keine messbare Interaktion (z. B. Formular, Video, Button) ausführt.

2. Bounce Rate vs. Exit Rate

Die Bounce Rate wird oft mit der Exit Rate verwechselt, ist aber nicht dasselbe:

  • Bounce Rate: Anteil der Besucher, die die Website nach dem ersten Seitenaufruf sofort verlassen.

  • Exit Rate: Anteil der Besucher, die die Website auf einer bestimmten Seite verlassen – unabhängig davon, wie viele Seiten sie zuvor angesehen haben.

Beispiel:

  • Jemand ruft eine Startseite auf und geht sofort → Bounce

  • Jemand surft 10 Minuten, liest 5 Unterseiten und geht dann → Exit, aber kein Bounce

3. Warum ist die Bounce Rate wichtig?

Die Absprungrate ist ein Indikator für:

  • Relevanz der Inhalte: Passen Inhalt und Suchintention zusammen?

  • Usability und Design: Finden Nutzer schnell, was sie suchen?

  • Traffic-Qualität: Sind die Besucher die „richtigen“?

Im SEO– und Marketing-Kontext liefert sie wertvolle Hinweise, wie gut eine Website die Bedürfnisse der Zielgruppe erfüllt.

4. Typische Gründe für hohe Bounce Rates

Eine hohe Absprungrate kann viele Ursachen haben:

Inhaltliche Gründe:

  • Inhalt erfüllt die Erwartung nicht

  • Clickbait-Überschriften, aber schwacher Content

  • Duplicate Content oder wenig Mehrwert

Technische Gründe:

  • Lange Ladezeiten

  • Schlechte mobile Optimierung

  • Unübersichtliche Navigation

Nutzerbezogene Gründe:

  • Besucher haben die gesuchte Information sofort gefunden (z. B. Adresse, Telefonnummer, Rezept)

  • Falscher Traffic durch unpassende Keywords oder Anzeigen

5. Wann ist eine hohe Bounce Rate normal?

Nicht in jedem Fall bedeutet eine hohe Bounce Rate etwas Negatives.
Beispiele:

  • Lexikonartikel oder FAQ-Seiten: Nutzer finden sofort ihre Antwort und verlassen die Seite → Ziel erfüllt.

  • Blogartikel: Leser informieren sich, speichern ggf. die Seite, ohne weiter zu klicken.

  • Landingpages mit Call-to-Action: Wenn der Nutzer z. B. direkt anruft oder offline interagiert, wird dies oft nicht als „Interaktion“ gemessen.

Hier gilt: Bounce Rate muss im Kontext der Seitentypen bewertet werden.

6. Branchen-Benchmarks

Die „richtige“ Bounce Rate gibt es nicht, sie ist stark von Branche und Seitentyp abhängig. Studien zeigen grobe Richtwerte:

  • Content-Websites / Blogs: 65–90 %

  • E-Commerce / Shops: 20–45 %

  • B2B-Websites: 25–55 %

  • Landingpages (Kampagnen): 70–90 %

Wichtiger als der Vergleich mit Durchschnittswerten ist die eigene Entwicklung im Zeitverlauf.

7. Wie lässt sich die Bounce Rate verbessern?

a) Inhalte optimieren

  • Überschriften und Teasertexte mit Suchintention abgleichen

  • Mehrwert bieten, statt oberflächliche Infos

  • Call-to-Actions einbauen

b) Nutzerfreundlichkeit erhöhen

  • Mobile-First-Design

  • Schnelle Ladezeiten (PageSpeed optimieren)

  • Klare Navigation und interne Verlinkung

c) Traffic-Quellen prüfen

  • Keywords auf Relevanz überprüfen

  • Anzeigenkampagnen auf Zielgruppengenauigkeit optimieren

  • Falsche Erwartungen vermeiden (keine irreführenden Anzeigen oder Titles)

d) Interaktionsmöglichkeiten einbauen

  • Videos, Quiz, Umfragen

  • Mehrwert-Downloads (Whitepaper, Checklisten)

  • Interne Links im Content platzieren

8. Messung und Tools

Die Bounce Rate kann mit Webanalyse-Tools erfasst werden:

  • Google Analytics (Universal Analytics): Standard-Metrik

  • Google Analytics 4 (GA4): misst statt Bounce Rate die Engaged Sessions (fokus auf Interaktionen)

  • Matomo, Piwik Pro, Adobe Analytics: bieten ebenfalls Absprungraten-Messung

Wichtig: In GA4 ist die klassische Bounce Rate nicht mehr primär enthalten, sondern wird aus dem Gegenteil der „Engagement Rate“ abgeleitet.

9. Bounce Rate und SEO

Google hat mehrfach betont, dass die Bounce Rate kein direkter Rankingfaktor ist.
Aber:

  • Eine schlechte Nutzererfahrung kann sich indirekt auf Rankings auswirken (z. B. durch geringere Verweildauer, schlechtere CTR).

  • Nutzer-Signale sind Teil der Qualitätsbewertung.

Praktisch heißt das: Bounce Rate ist ein Diagnose-Werkzeug, kein direkter SEO-Hebel.

10. Häufige Missverständnisse

🚫 „Hohe Bounce Rate = schlechte Seite“
→ Nicht immer. Manchmal bedeutet es: Nutzer haben sofort gefunden, was sie wollten.

🚫 „Man muss die Bounce Rate auf 0 % senken“
→ Unrealistisch. Jede Website hat natürliche Absprünge.

🚫 „Die Bounce Rate ist bei allen Websites gleich aussagekräftig“
→ Stimmt nicht. E-Commerce ≠ Blog ≠ Infoportal.

Fazit

Die Bounce Rate ist eine wichtige Kennzahl in der Webanalyse, die zeigt, wie viele Besucher nach nur einer Interaktion abspringen. Sie darf jedoch nie isoliert betrachtet werden.
Eine hohe Bounce Rate kann sowohl ein Hinweis auf Probleme (schlechte Usability, unpassender Content) sein als auch ein Zeichen für Effizienz (schnelle Antwort auf Nutzerfrage).

Für die Praxis gilt: Die Absprungrate ist ein Indikator, kein Selbstzweck. Sinnvoll ist sie nur im Zusammenspiel mit weiteren Kennzahlen wie Verweildauer, Conversion Rate und Engagement Rate.