Was sind Dark Patterns?
Dark Patterns sind Designmuster in Webseiten und Apps, die bewusst darauf ausgelegt sind, Menschen zu Handlungen zu drängen, die sie sonst nicht oder anders ausführen würden. Es geht nicht um schlechte Usability, sondern um gezielte Beeinflussung z.B. beim Akzeptieren von Cookies, beim Abschließen von Abos oder bei der Preisgabe von unnötigen Daten.
Kurz gesagt: Dark Patterns nutzen kognitive Verzerrungen aus, um Entscheidungen zu lenken zugunsten des Anbieters, nicht der Nutzer: innen.
Typische Dark Pattern Kategorien
Hidden Costs/ Sneak into Basket
Zusatzkosten oder Produkte tauchen erst ganz am Ende im Warenkorb auf.
Beispiel: Beim Online-Kauf erscheint im letzten Schritt plötzlich eine Garantieverlängerung oder eine Servicegebühr, die zuvor nirgends genannt wurde.
Roach Motel – Einfach rein, schwer raus
Ein Abo oder Konto ist blitzschnell erstellt, aber nur mit großem Aufwand kündbar.
Beispiel: Ein Streamingdienst lässt sich mit einem Klick starten, verlangt zum Kündigen jedoch das Ausfüllen eines Formulars oder eine telefonische Bestätigung.
Confirmshaming
Ablehn-Buttons sind absichtlich beschämend formuliert, um Zustimmung zu erzwingen.
Beispiel: Statt „Nein, danke“ steht auf dem Button: „Nein, ich möchte keine tollen Angebote“. So soll man sich schlecht fühlen, wenn man ablehnt.
Misdirection / Vishual Nudging
Das Design lenkt den Blick gezielt auf die gewünschte Option.
Beispiel: Primär-button wie in Cookie-Bannern der Button „Alle akzeptieren“ ist groß, bunt und mittig platziert, während „Nur notwendige Cookies“ klein, grau und kaum sichtbar danebensteht. So klicken viele automatisch auf die auffällige Variante.
Preselection / Default Bias
Voreingestellte Häkchen beeinflussen Entscheidungen.
Beispiel: Beim Erstellen eines Kontos ist der Newsletter bereits angehakt. Wer nicht aufpasst, meldet sich automatisch an.
Forced Continuity
Eine kostenlose Testphase verwandelt sich automatisch in ein kostenpflichtiges Abo.
Beispiel: Nach 30 Tagen endet die Probeversion, ohne klare Erinnerung oder einfache Kündigungsmöglichkeit und der Preis wird stillschweigend abgebucht.
Obstruction / Friction
Das Ablehnen oder Abmelden ist absichtlich kompliziert gestaltet.
Beispiel: Um die Datenfreigabe zu widerrufen, muss man mehrere Unterseiten durchsuchen oder Support kontaktieren, während das Zustimmen mit einem Klick möglich ist.
Disguised Ads / Camouflage
Werbung wird als normaler Inhalt oder Navigation angezeigt.
Beispiel: Ein Download Button auf einer Webseite führt nicht zur Datei, sondern öffnet eine Anzeige. Die absichtlich so gestaltet ist, dass man darauf hereinfällt.
Nagging
Wiederkehrende Pop-ups oder Banner stören so lange, bis man zustimmt.
Beispiel: Eine App erinnert bei jedem Start an die Aktivierung von Push Mitteilungen und verschwindet erst, wenn man Zulassen klickt.
Privacy Zuckering
Nutzer: innen werden dazu gebracht, mehr Daten preizugeben, als sie möchten.
Beispiel: Eine App bittet um Zugriff auf Kontakte, Standort und Kamera, mit der Begründung für ein besseres Nutzungserlebnis, obwohl das für die Friktion gar nicht nötig ist.
Warum funktioniert Dark Patterns?
Sie nutzen kognitive Effekte, indem sie auf den Default Bias setzen, Voreinstellungen wirken dabei intuitiv „richtig“; Anbieter spielen mit der sogenannten Loss Aversion (Verlustangst). Verluste fühlen sich schlimmer an als Gewinne. Darum funktionieren Sätze wie „Nur noch heute 20 % Rabatt! “ oder „Angebot endet in 10 Minuten“ so gut, weil damit erzeugen sie Druck und die Angst, eine Gelegenheit zu verpassen. Wenn es zu viele Auswahlmöglichkeiten gibt, tritt Choice Overload (Entscheidungsüberforderung) ein. Das passiert zum Beispiel bei Cookie-Einstellungen mit zehn verschiedenen Kategorien und Untermenüs. Am Ende klickt man oft einfach auf Alles akzeptieren, um endlich weiterlesen zu können. Sie bauen gezielt Friktion ein, sodass das Ablehnen mehr Aufwand bedeutet als das Zustimmen und dadurch die bequemere Option gewinnt.
Rechtliche Einordnung: Dark Patterns
In Europa werden Dark Patterns zunehmend eingeschränkt. Plattformen und Anbieter sollen keine Benutzeroberflächen nutzen, die Menschen täuschen, überreden oder ihre freie Entscheidung spürbar beeinträchtigen. Verbraucherschutz- und Datenschutzregeln verlangen transparente Informationen, echte Wahlmöglichkeiten und freiwillige, leicht widerrufbare Einwilligungen. Aufsichtsbehörden werten manipulative Einwilligungsbanner und versteckte Kosten regelmäßig als unzulässig, Leitfäden empfehlen neutrale Sprache und faire Gestaltung. Praktisch heißt das: gleichwertige Ja oder Nein Optionen, keine vorangekreuzten Zustimmungen, klare Gesamtkosten, einfache Kündigung und saubere Dokumentation. Sonst drohen Ärger, Beschwerden, finanzielle Risiken und Vertrauensverlust.
Schutzmaßnahmen für Nutzer
Suche nach Ablehnen, Nur notwendige Cookies oder Einstellungen.
Lies die Gesamtsumme vor dem Kauf inkl. Versand, Gebühren, Steuern.
Achte auf voreingestellte Häkchen und entferne sie bewusst.
Nutze Abo-Verwaltung wie Kalendereintrag für Testphase oder Erinnerungen.
Verwende Passwort Manager und Tracking Schutz im Browser.
Prüfe Kündigungsinformationen bereits vor Vertragsabschluss.
Von Dark zu Fair: Kurzleitfaden für Unternehmen
Symmetrische Entscheidungen: Gestalte „Akzeptieren“ und „Ablehnen“ gleich und sichtbar. Verzichte auf vorangekreuzte Einwilligungen oder Zusatzleistungen, so entsteht echte Wahlfreiheit
Transparente Preise: Zeige Gesamtkosten früh (Produkt, Versand, Gebühren, Steuern) und konstant an. Verzichte auf künstliche Knappheit oder Countdown Timer.
Einfache Kündigung: Der Ausstieg muss so leicht sein wie der Einstieg – wenige Klicks, jederzeit im Konto auffindbar, mit klarer Bestätigung (Restlaufzeit, Enddatum).
Datenminimalismus: Erhebe standardmäßig nur notwendige Daten und Tracker. Biete nötige Einwilligungen (Newsletter, Analyse, Werbung getrennt) und ermögliche den Widerruf jederzeit.
Klare, neutrale Sprache: Keine Trickfragen, keine doppelte Verneinung, kein Confirmshaming.
Consent- & Preference-Management: Stelle verständliche Kategorien bereit, protokolliere Einwilligungen sauber und ermögliche einfache Anpassungen der Nutzerpräferenzen.
Fazit
Dark Patterns sind bewusste Manipulation. Sie liefern kurzfristig mehr klicks, Zustimmungen und Umsatz, zerstören jedoch auf Dauer Vertrauen, erhöhen Beschwerden und erzeugen rechtliche Risiken. Wer stattdessen fair gestaltet, setzt auf klare, leicht verständliche Informationen, echte Wahlfreiheit ohne versteckte Voreinstellungen, transparente Preise und eine Kündigung, die so einfach ist wie der Abschluss. Dieses Vorgehen gibt Nutzer: innen die Kontrolle zurück, senkt Frust und Supportaufwand und stärkt die Loyalität.